Da ist die Hölle los: Der Krampus ganz privat

Jetzt sind sie unterwegs, die wilden Gesellen. Ob Perchten oder Krampusse, momentan ist man nirgends vor ihnen sicher. WIR OSTSTEIRER haben Mut bewiesen und nachgeforscht, wer hinter den grauslichen Larven steckt – und waren höchst angenehm überrascht!

Auf der Suche nach dem Krampus sind wir in Pischelsdorf gelandet. Dort, genauer gesagt in Reichendorf, lebt der 23-jährige Patrick Höfler, Obmann der Pischelsdorfer Krampustruppe “Kulm Pass”. In seiner Werkstatt entstehen die Höllengestalten, die bei Krampusläufen für die richtige Portion Grusel sorgen.

 

tumblr_inline_ny4ky39lFW1tblwm1_540
So möchte man Patrick Höfler nicht alleine im Dunkeln begegnen.


Seit er 15 ist, ist Patrick Jahr für Jahr als Krampus unterwegs. “Anfangs haben wir nur Hausbesuche gemacht, aber das wurde uns bald zu wenig. Das ist ja nur einmal im Jahr,” erzählt er.

Die logische Konsequenz: Der Verein Kulm Pass, der 2009 gegründet wurde, denn als Verein kann man auch bei Perchtenläufen mitmachen.

Mittlerweile zählt der Verein 22 Mitglieder. Darunter sind auch einige junge Damen, die unter den wilden Krampusmasken stecken. Da kann es schon zu interessanten Situationen kommen: “Es hat schon Ärger gegeben, wenn einer meint, der Krampus gräbt seine Freundin an. Lustig, wenn dann die Maske fällt und ein Mädel daruntersteckt!”

Zuerst bekommt der Krampus selbst Schläge

Die Masken für seinen Verein schnitzt Patrick in seiner kleinen Werkstatt selbst. “Früher haben wir die Masken gekauft, die sind aber ziemlich teuer. Ich hab dann einfach einmal selbst probiert und das Ergebnis hat überzeugt,” erzählt Patrick, der hauptberuflich Zimmerer ist und daher keine Berührungsängste mit Holz hat. Mit dem Schnitzeisen und wohldosierten Hammerschlägen arbeitet er aus dem Rohling die Gesichtszüge heraus.

 

tumblr_inline_ny4laul4L61tblwm1_540
Die grobe Form ist schon erkennbar, jetzt geht es an die Feinarbeit.
tumblr_inline_ny4om7yK5z1tblwm1_540
Eine kleine Auswahl der Hörner, die Patrick auf Lager hat. Sie zieren später die Masken.
tumblr_inline_ny4oo70bjr1tblwm1_540
Furchterregend schauen die fertigen Kunstwerke aus. Ziegenfell und Glasaugen vervollständigen die Maske.

 

Nicht nur in der Maske selbst steckt viel Arbeit. Die Kostüme aus Ziegenfell werden zugekauft, aber vieles andere wird selbst gebastelt. “Unsere Glocken haben wir zum Beispiel selbst zusammengeschweißt,” erklärt Patrick. Auch die höllischen Fahrzeuge der Krampusse entstehen in Eigenregie. Viele Details sind notwendig, um aus einem feschen Burschen wie Patrick einen furchteinflößenden Krampus zu machen. Dafür geht nicht nur einiges an Zeit auf: Ein vollständiges Krampuskostüm kostet deutlich über 1.000 Euro.

 

Muss man sich vor dem Krampus fürchten?

Bei Perchtenläufen stechen die Kulm Pass Krampusse mit ihren weißen Fellen aus der Masse der schwarzen Krampusse hervor. Wild kommen sie daher, sehen nicht nur zum Fürchten aus, sondern gebärden sich auch entsprechend. Angst haben muss man vor Patrick und seinen Kollegen und Kolleginnen aber nicht: „Wir sind nicht solche, die zuschlagen. Und wenn wir merken, dass ein Kind Angst hat, gehen wir gar nicht in die Nähe.“

Auf den Obmann fällt jeder Blödsinn zurück, darum schaut Patrick auch ganz genau, wer beim Verein mitmachen will. Wenn sich einer nicht benehmen kann, büßen nämlich alle dafür, indem sie von einem Lauf ausgeschlossen werden. Vor und während der Läufe herrscht außerdem striktes Alkoholverbot.

Am Schluss des Gesprächs verrät Patrick so etwas wie ein Betriebsgeheimnis: “Vor dem Krampus braucht sich keiner fürchten, es sind überall nur Menschen drin. Unter manchem Krampuskostüm versteckt sich sogar ein Mensch, der deshalb Krampus ist, damit er sich vor den Krampussen nicht mehr fürchten muss.”