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Hahn auf, Wasser da: Wir haben uns angesehen, wie viel Arbeit hinter diesem einfachen Vorgang steckt

Ob du in der Früh als erstes auf Klo musst, dir deine Kaffee machst oder zum Munterwerden unter die Dusche hüpfst: Du brauchst dazu Wasser. Das kommt bei uns so selbstverständlich aus der Leitung, dass wir kaum darüber nachdenken. Welchen Weg unser Wasser zurücklegt, bis wir es trinken, damit unsere Wäsche waschen oder es beim Zähneputzen einfach laufen lassen können, haben WIR OSTSTEIRER uns einmal genau angesehen.

Am Eingang des Kötschmanngrabens in der Gemeinde Ludersdorf-Wilfersdorf steht ein unscheinbares weißes Gebäudes. Hier sind wir richtig, denn hier treffen wir die Herren des Wassers. Genau unter uns ruht das, was später aus den Leitungen in Ludersdorf-Wilfersdorf rinnt.

Thomas Banfy und Christian Harrer erwarten uns schon. Thomas war drei Jahre lang Wassermeister der Gemeinde, Christian hat im Mai diese Aufgabe von ihm übernommen. Gemeinsam mit ihnen werden wir den Wasserkreislauf in dieser Gemeinde erkunden.

Christan Harrer Thomas Banfy
Christian Harrer (l.) und Thomas Banfy sitzen direkt an der Quelle – im wahrsten Sinne des Wortes.

Aus der Tiefe

„Das Wasser unserer Gemeinde kommt größtenteils aus einem artesischen Tiefbrunnen, 100 Meter unter dem Kötschmanngraben,“ erklärt Thomas. „In der Nähe des Gemeindeamtes gibt es noch einen weiteren Brunnen, aber der ist kleiner.“ In Ludersdorf-Wilfersdorf trinkt man also Grundwasser, und das ist von bester Qualität. „Auch wenn die Bauern nebenan Mist streuen, ist das kein Problem,“ beruhigt Christian. „Das Wasser liegt so tief unten, dass alle Bakterien sich lange vorher zersetzt haben.“

Bei einem artesischen Brunnen steigt das Wasser durch Überdruck an die Oberfläche. Im Kötschmanngraben sprudeln 5,3 Liter in der Sekunde aus dem Brunnen. Eine Pumpe erhöht diese Förderleistung auf 5,9 Liter in der Sekunde. Mehr darf nicht entnommen werden. Was nach so wenig klingt, reicht aber aus, um die gesamte Gemeinde Ludersdorf-Wilfersdorf zu versorgen und auch in die Nachbargemeinde Gleisdorf noch Wasser zu liefern.

Streng überwacht

Christian führt uns in sein Büro. Ziemlich unspektakulär residiert der Herr des Wassers: Ein Schreibtisch, ein Computer und ein großer Schaltschrank bilden die Einrichtung. Am Bildschirm erkennen wir Zahlen über Zahlen. Von hier aus wird der Wasserkreislauf ganz genau überwacht.

wasser brunnen quelle ungefiltert eisenhaltig
So kommt das Wasser in den ersten Behälter: Ein bisschen trüb dank des hohen Eisengehalts, aber bereits trinkbar. Der Eisenanteil ist auch verantwortlich für die braune Färbung der Behälterwände.

Für Christian ist dieser Zahlensalat sehr aufschlussreich. Hier lässt sich genau ablesen, wieviel Wasser gerade gefördert wird, wieviel wann verbraucht wird, wie gut gefüllt einzelnen Wasserbehälter noch sind…  Einen offenen Hydranten oder ein Leck erkennt Christian auf den ersten Blick am gestiegenen Verbrauch. Und der ist auch ohne Havarie enorm: Der durchschnittliche Verbrauch liegt bei 350.000 bis 400.000 Litern – pro Tag!

Kein Wunder: Eine Dusche verbraucht ungefähr 30 Liter (bei Dauerduschern auch deutlich mehr!), einmal aufs Klo gehen schlägt mit sechs bis neun Litern zu Buche – insgesamt verbraucht jeder von uns um die 80 Liter Trinkwasser pro Tag. Dazu kommt das Wasser, das in Industrie und Landwirtschaft benötigt wird. Gut, dass hier jede Stunde 21.500 Liter aus der Erde sprudeln!

„Eng mit der Wasserversorgung wird es höchstens dann, wenn im Frühsommer die Pools über die Hauswasserleitungen gefüllt werden, obwohl das verboten ist,“ erklärt Thomas. Auch diese Mehrentnahmen erkennt man genau anhand der Verbrauchswerte.

Schmeck den Unterschied

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Hier wird das Wasser gefiltert, bevor es in die Hochbehälter eingespeist wird.

Christian und Thomas zeigen uns das Pumpenhaus. Hier kommt keiner rein, der nicht rein soll: Alles ist alarmgesichert. Vor uns türmt sich ein großer Metallzylinder auf, unzählige Leitungen durchziehen den Raum und eine Stiege führt hinauf in den ersten Stock. Von hier aus sind die beiden großen Sammelbecken zugänglich.

Im ersten Sammelbecken landet das Wasser aus dem Arteser. 30.000 Liter, ungefiltert, so wie es die Erde hergibt. „Du kannst ruhig kosten,“ meint Christian, und zaubert ein Glas hervor. Es schmeckt frisch und kalt, aber irgendwie metallisch und es hinterlässt ein pelziges Gefühl auf der Zunge. „Das ist das Eisen,“ erklärt Thomas. „Unser Wasser enthält viel Eisen und Mangan. Das ist nicht schädlich, aber es hat einen Eigengeschmack, und vom Eisen kann das Wasser braun werden. Also müssen wir es herausfiltern.“

Das funktioniert mit Filtermaterialien, die Eisen und Mangan festhalten können. Die Filterung passiert rein mechanisch, dem Wasser werden keinerlei chemischen Stoffe zugesetzt. Einmal pro Woche wird der Filter rückgespült, also gereinigt. Ebenfalls wöchentlich wird das Wasser genau untersucht.

In einem ebenso großen Becken nebenan befindet sich das gefilterte Wasser. Es ist so klar, dass man bis auf den Grund des Beckens sehen kann, und es schmeckt viel weicher. Genau so, wie Wasser schmecken soll. Dieses Wasser ist „trinkfertig“ und wird nun in die beiden Hochbehälter der Gemeinde in Ludersdorfberg und Wilfersdorfberg gepumpt. Das sind die höchstgelegenen Punkte der Gemeinde, und von hier aus reicht die Schwerkraft, um das Wasser zu jedem einzelnen Haushalt zu transportieren.

Von außen wirkt die Anlage in Ludersdorfberg nicht besonders spektakulär: Eine Blechtür, halb von Pflanzen überwuchert, darüber ein Erdhügel und ein paar Luftauslässe. Innen aber tut sich eine andere Welt auf. 600.000 Liter Wasser sind hier gespeichert. Und auch hier ist alles elektronisch überwacht und alarmgesichert. „Vom Brunnen bis zur Entnahmestelle kommt keiner zu unserem Wasser, der das nicht soll,“ erklärt Thomas. So sind Verunreinigungen ausgeschlossen.

wasserversorgung hochbehälter
Kein riesiger Indoor-Pool, sondern der Hochbehälter in Ludersdorfberg von innen! Hier herrscht höchste Hygiene: Es darf sich unter keinen Umständen Schimmel bilden. Auch dafür sorgt der Wassermeister.

Die beiden Hochbehälter (der zweite fasst 100.000 Liter) sind so dimensioniert, dass im Notfall Wasser für eineinhalb Tage bereitsteht. „Wenn ein längerer Stromausfall passiert, sagen wir über mehr als 24 Stunden, dann wird’s kritisch,“ meint Christian: „Dann sind die Hochbehälter leer, weil die Pumpen, die das Wasser hier herauf bringen, nicht laufen können.“ Selbst dann sitzt die Gemeinde aber nicht auf dem Trockenen. Erstens lassen sich die Pumpen per Notstromaggregat betreiben. Zweitens kommt im Kötschmanngraben ja noch immer Wasser aus dem Brunnen. Das könnte man im absoluten Notfall dort ausgeben.

Viel zu tun für den Wassermeister

Die Arbeit des Wassermeisters ist eine sehr verantwortungsvolle: Wasserproben nehmen, die Pumpenstation und die Hochbehälter kontrollieren, Wartungsarbeiten durchführen… Außerdem kümmert sich der Wassermeister um neue Anschlüsse, organisiert Grabungsarbeiten, überwacht das Leitungsnetz und ist ständig in Bereitschaft, falls es ein Problem gibt. Das erfordert eine gute Ausbildung, die Christian gerade absolviert und zu der auch die praktische Arbeit an der Anlage gehört.

Der 29jährige ist ein Quereinsteiger. Mit der Wasserversorgung in Ludersdorf-Wilfersdorf hat Christian allerdings schon länger zu tun, denn auch sein Papa war Wassermeister in der Gemeinde. „Mir taugt’s,“ meint Christian, „und ich bin stolz darauf, in die Fußstapfen meines Papas treten zu dürfen.“