senf zum sonntag

Fußball-EM: Es gibt kein Entkommen! Aber was wenn…

Jetzt ist es tatsächlich so weit: Die Europameisterschaft hat begonnen. Wieder einmal dreht sich alles um diese schwarz-weiß gefleckte Scheußlichkeit namens Fußball. Ster-bens-langweilig!

Und diesmal ist es besonders schlimm! Österreich darf nämlich mitspielen. Klar, das muss man nicht mehr erwähnen. Seitdem unsere Kicker im Herbst die Schweden zerlegt haben wie ein Billyregal, kann sich kaum einer der um sich greifenden Hysterie entziehen. Man müsste schon mit Blind- und Taubheit geschlagen sein, um dem Hype um die EM zu entkommen.

Fluchtstrategien

Wenn du wirklich GAR NICHTS von der EM mitbekommen will, übersiedel am besten auf eine entlegene Alm, bis der ganze Zauber vorbei ist. Wenn dafür der Jahresurlaub nicht mehr ausreicht, wirds mühsam:

Den Fernseher kannst du sowieso nicht mehr einschalten. Nicht nur wegen der Spielübertragungen: Jede zweite Werbung kommt in rot-weiß-rot oder schwarz-weiß daher, in den Nachrichten erfährst du die Ergebnisse und jeder Fernsehmoderator wird, um halbwegs informiert zu wirken, halblustige Kommentare zur EM abliefern. Im Radio läuft’s ähnlich, nur kommen da auch noch die EM-Songs dazu.

Internet? Vergiss es. Facebook und Twitter sind Sperrgebiet, denn da gibt’s kein anderes Thema mehr. Whatsapp und Co? Funktioniert für Fußballabstinenzler nur, wenn der Freundeskreis ebenfalls aus EM-Verweigerern besteht. Wetten, dass selbst auf Youporn *räusper* das Programm entsprechend angepasst wird?

Die Tageszeitung kommt sowieso schon seit Wochen nicht mehr ohne Fußball-Titelbild aus, und sogar jene Magazine, auf die sonst immer verlass ist, wenn es um Realitätsverweigerung geht, liefern Modetipps zur EM oder küren den schönsten Kicker.

europameisterschaft
Nein, du entkommst ihnen nirgends…

Fanzonen, Publick Viewing oder zumindest ein Flachbildfernseher muss sein – du kannst in kein Lokal gehen, ohne die EM zum Kaffee serviert zu bekommen. Beim Einkaufen findest du spezielle EM-Angebote vom Bier bis zum Damenrasierer und in den Buchhandlungen wandern Spielerbiografien und Fußballkompendien ganz nach vor in die Auslagen.

Sogar zwischenmenschliche Beziehungen kannst du für die nächsten Wochen vergessen. Triffst du Bekannte, wirst du statt mit einem herzlichen „Servus“ oder „Guten Tag“ begrüßt mit: „Na, hast du das Spiel gestern gesehen?“, gefolgt von einem verständnislosen Blick, wenn du deine Gleichgültigkeit preisgibst.

Es gibt kein Entkommen

Das perfide ist: Du kannst dem Fußballfieber nicht entkommen. Wie ein Virus hängt es in der Luft und sobald du dich ihm aussetzt, wird es dich erwischen. Erst ganz schleichend. Du wirst es gar nicht merken, und plötzlich bist du informiert darüber, wer am Abend gegen wen antritt. Du wirst dich fragen, warum alle so einen Wind um diese Sache machen. Dann entschließt du dich, der Sache auf den Grund zu gehen und wirst das nächste Spiel ansehen. Und dann hat es dich.

Spätestens dann, wenn du dich fragst, wie wohl so die Stimmung beim Public Viewing ist, gehörst du dazu. Deine Gleichgültigkeit hat sich in Luft aufgelöst, du feierst mit den anderen EM-Fans die Siege und ärgerst dich über die Niederlagen, und irgendwann erwischt du dich dabei, dass du lauthals ein Tor bejubelst oder dir gar die Abseitsregel erklären lässt.

Sie kriegen uns sowieso

Versuch ruhig, dich der EM zu verweigern. Aber weißt du was: Spätestens jetzt, mit der Lektüre dieses Beitrags, hast du deine Chance verspielt. Der Virus hat dich erwischt, und spätestens beim Finale jubeln wir gemeinsam in der Fanzone, küren den schönsten Kicker, haben eine Riesengaude dabei und fragen uns wahrscheinlich immer noch, wie das mit dem Abseits funktioniert…