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In einer Höhle in Naas stehen zwei Betten. Der Grund dafür wird dich verblüffen!

Das Katerloch ist nicht nur die tropfsteinreichste Höhle Österreichs, ihre Erschließung durch das Ehepaar Hermann und Regina Hofer würde auch genug Stoff für einen Hollywoodfilm liefern. WIR OSTSTEIRER haben uns dieses Naturwunder angesehen und uns mit Höhlenführer Fritz Geissler und einer kleinen Gruppe Neugieriger hinab in die Wunderwelt der Tropfsteine gewagt.

 

Stockfinster ist es, nur der Strahl einer Taschenlampe zerschneidet die Dunkelheit. Was im Lichtkegel der Lampe zu sehen ist, grenzt an ein Wunder. Wir schreiben das Jahr 1952, und hier, mitten in einem unscheinbaren Berg in Naas, haben soeben zwei Menschen eine Sensation entdeckt.

Schon am Eingang des Katerlochs werden wir freundlich begrüßt: Ein großer Vogel schießt aus der Höhle und direkt an uns vorbei. Es ist der Eulenkater, wie uns Höhlenführer Fritz kurze Zeit später erklärt. Dieser Waldkauz gab der Höhle ihren Namen: Die männliche Eule heißt Eulenkater, darum heißt das Loch im Berg „Katerloch“. Dass wir den ehrwürdigen Namensgeber des Katerlochs bereits gesehen haben, kann Höhlenführer Fritz kaum glauben. „Da habt ihr großes Glück gehabt! Nur eine von 30 oder 40 Führungen bekommt ihn zu Gesicht,“ staunt er.

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Eindrucksvoll ist der Blick Richtung Höhlenausgang mit dem Größten Tropfstein des Katerlochs.

Auch wir staunen, denn schon in der ersten Halle erwartet uns ein geologischer Superlativ: „Die größte Tropfsteinsäule, die ich auf dieser schönen Welt bisher gesehen habe,“ erklärt uns Fritz. Der Gigant mit sagenhaften 46 Metern Umfang thront wie ein Wächter oberhalb des Abstieges zum Marteldom.

Dort hinunter steigen wir allerdings nicht, denn der Zugang in den Marteldom ist nur per Seil möglich. Früher war das der einzige Weg in die tieferliegenden Regionen des Katerlochs. „Den Eulenschacht haben auch die Hofers damals benutzt, als sie 1951 in die Höhle eingestiegen sind,“ erzählt Fritz.

Der Eulenschacht. Über 70 Meter weit geht es hinab in die Dunkelheit. Ein dünnes Seil als einzige Lebensversicherung. Neugierde und Forscherdrang als Ansporn. Vorsichtig geht es Meter für Meter tiefer. Endlich wieder festen Boden unter den Füßen. Uralte Knochen längst ausgestorbener Tiere knirschen unter den Stiefeln. Welche Geheimnisse verbergen sich noch hier?

Höhlenbären und Fledermäuse

In der ersten Halle findet man noch immer Knochen von Tieren, denen ihre Neugier zum Verhängnis geworden ist. Sie liegen hier seit ein paar tausend Jahren! Fritz zeigt uns einen Höhlenbären-Ellbogen. Eine Tonne schwer war das dazugehörige Tier, auf die Hintertatzen gestellt war der Höhlenbär drei Meter hoch. Heute begegnet man diesem Riesen hier nicht mehr, er ist längst ausgestorben. Heute tummeln sich Fledermäuse in der Höhle und liefern eine spektakuläre Airshow.

Über Treppen und Leitern geht es tiefer in die Höhle hinein. Demut lernt man hier schon beim Abstieg: Vor allem großgewachsene Besucher tun gut daran, den Kopf ein wenig zu senken, denn die Gänge sind niedrig und eng. Diese Demut werden wir später noch gut brauchen können.

Zwei Blasen durchqueren wir, auf die die Hofers bei ihrer Erkundung der Höhle gestoßen sind. Was in vielen Höhlen schon die Sensation wäre, ist im Katerloch nur der Vorgeschmack. Dann tut sich die Tür zu einem sagenhaften Reich auf.

Kraftvoll und doch behutsam frisst sich das Werkzeug durch den Sinter. Ein Lufthauch. Die Geräusche verändern sich: Da ist ein Hohlraum! Vorsichtig wird der Durchbruch erweitert. Eine Knochenarbeit. In Jahrmillionen alter Dunkelheit leuchtet zum ersten Mal der Lichtschein einer Taschenlampe auf. Es ist der 16. Juli 1952.

Im Reich der Tropfsteinriesen

Wir betreten die Fantasiehalle, und plötzlich ist es ganz still. Alle staunen ob der schieren Menge an Tropfsteinen, die wie Zähne die Höhle durchziehen. Alles hier ist alt und riesig. Ja, hier ist Demut angebracht vor dem, was die Natur im Stande ist zu erschaffen. Die Hofers waren die ersten, die hier hereingekommen sind und die Pracht der Tropfsteine im Katerloch gesehen haben: Ein Urwald aus Tropfsteinen, viele zarte schlanke Kerzen – 120 Meter geht es schräg hinunter.

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Die Fantasiehalle.

Den Entdeckern zu Ehren

Höhlenführer Fritz war schon viele Male hier unten, und dennoch ist auch er noch immer beeindruckt: „Man muss weit reisen auf dieser Erde, um so etwas ein zweites Mal zu finden.“ Wie es Besuchern geht, die zum ersten Mal hier stehen, kann er gut nachvollziehen. Fritz zeigt uns eine Gedenktafel, die zur Erinnerung an Regina und Hermann Hofer hier angebracht wurde. Daneben sehen wir ein kleines Eisentürl. Dahinter verbirgt sich der Gang, über den die Hofers zum ersten Mal die Fantasiehalle betreten haben.

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Ein Gedenkstein erinnert an Hermann und Regina Hofer, die 50 Jahre ihres Lebens im Katerloch geforscht und erkundet haben.

Den Weg, den wir genommen haben, gab es damals noch nicht. In mühevoller Arbeit haben ihn Regina und Hermann Hofer angelegt. Von unten nach oben haben sie sich durch den Felsen in die Vorhalle durchgearbeitet – einzigartig in der Österreichischen Höhlenforschung und eine unvorstellbare Leistung.

Bohrgeräte, Motoren – alles was zur Aufschließung gebraucht wurde, musste über den Eulenschacht in den Marteldom und von dort über weitere Hallen und einen engen Kriechgang hereingebracht werden. Unzählige Tonnen Gestein haben Hermann und Regina Hofer aus dem Berg gegraben, um einen Durchbruch von der Fantasiehalle in die Vorhalle zu schaffen. Orientieren mussten sie sich dabei mit Kompass und Neigungsmesser, am Flug der Fledermäuse und dem Höhlenwind. Und an ihrer Intuition.

Knapp ein Jahr brauchten die Hofers für den Durchbruch. Die Stiegen, die wir heute recht gemütlich herabsteigen konnten, haben die beiden Höhlenforscher eigenhändig betoniert. Auch das Material dafür schleppten sie Stück für Stück in die Höhle.

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Regina und Hermann Hofer

Auf halber Höhe der Fantasiehalle erwartet uns ein Anblick, den wir hier nicht erwartet hätten. In einer Nische stehen zwei Metallbetten. „Hier war das Basislager der Hofers,“ erklärt uns Fritz. Das Ehepaar wohnte während der Arbeit am Durchbruch in der Höhle. Es wäre viel zu zeitraubend gewesen, jeden Tag den langen Weg über den Eulenschacht und den Marteldom zu bewältigen.

Also haben sich die Hofers hier eingerichtet, ohne Tageslicht bei fünf Grad Celsius und 98 Prozent Luftfeuchtigkeit. Nur zum Beschaffen von Vorräten und für den Kirchgang haben sie die Höhle verlassen.

Willkommen am Tiefpunkt

Vorbei an imposanten Tropfsteingebilden, glitzernden Wänden und hauchfeinen Kalkvorhängen führt uns Fritz in den nächsten Abschnitt des Katerlochs: Das Zauberreich. Fritz zeigt uns viele Figuren, denen die Hofers klingende Namen gegeben haben. Wir sehen den Bergkönig und sein Gefolge, ein Hündchen, die Madonna mit Kind… „Hier sitzt ein kleiner Teddybär!“ meint unser Höhlenführer plötzlich. Tatsächlich, der Tropfstein, auf den er zeigt, erinnert an einen winkenden Bären. Daneben glitzert es, als hätte es frisch geschneit. Kalkkristalle sind es, die diesen Eindruck hervorrufen.

1955 haben Regina und Hermann Hofer diesen Abschnitt des Katerlochs entdeckt. Nur zwei Tage später stießen sich auf eine weitere Höhle.

Hier, tief drin im Berg, erwartet uns eine besondere Erfahrung. Fritz schaltet das Licht aus. Unglaublich, wie stockfinster es auf unserer Welt sein kann! Als Fritz wieder den Schalter betätigt, geht ein ungläubiges Raunen durch die Besucherschar. „Willkommen im Seeparadies,“ meint Fritz. Seeparadies, das trifft es gut: Riesige Tropfsteine, umgeben von einem kristallklaren See, der so ruhig daliegt wie ein Spiegel. Ein reiner Tropfwasser-See. Paradiesisch schön.

135 Meter hat uns unser Weg im Katerloch hierher nach unten geführt. Wir sind am Tiefpunkt angelangt. Manchmal ist der Tiefpunkt ein Höhepunkt, das haben wir hier gelernt. Langsam machen wir uns wieder an den Aufstieg, während das Seeparadies wieder in Dunkelheit versinkt.

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Das Seeparadies.

Komm mit ins Katerloch

Lass dich von unseren Fotos verzaubern, aber lass dir gesagt sein: So schön diese Bilder auch scheinen mögen, wenn du dieses Wunder in Natura siehst, dann spürst du erst die Kraft dieses Raumes. Glück tief!


Das Katerloch besuchen

Von April bis November kann man das Katerloch besuchen, telefonische Voranmeldung unter 0664/ 48 53 420 ist erforderlich. Die Führung dauert ungefähr zwei Stunden.

Voraussetzung für den Höhlenbesuch sind allgemeine Fitness, rutschfeste Schuhe und warme Kleidung. Die Temperatur in der Höhle beträgt das ganze Jahr über konstante 5 Grad Celsius.

Für Kinder unter 6 Jahren ist das Katerloch nicht geeignet. Für jüngere Besucher, die in die Welt der Tropfsteine eintauchen wollen, bietet sich die Grasslhöhle unweit des Katerlochs an.

Die Grasslhöhle besuchen

Die Grasslhöhle ist die älteste Schauhöhle Österreichs und beeindruckt nicht nur mit ihren Tropfsteinen, sondern auch mit ihrer vielfältigen Fauna. So kann man hier zum Beispiel acht Fledermausarten sehen.

WIR-OSTSTEIRER-Tipp: Die Sagenführung. Hier erfährst du nicht nur die Geschichte der Grasslhöhle, sondern tauchst tief ein in Erzählungen von Wildfrauen, Schätzen, Berggeistern, Drachen und Wetterhexen.

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