senf zum sonntag

Senf zum Sonntag: Ich packe meine Rucksack und nehme mit…

Heute in einer Woche sind wie mitten drin in den Weihnachtsfeiertagen. Und heute in zwei Wochen ist 2016 schon wieder Geschiche und ein neues Jahr hat angefangen. Zu keiner anderen Zeit im Jahr nehme ich das Verstreichen der Zeit so unmittelbar wahr wie im Dezember. Nicht einmal Geburtstage bergen diese Qualität von Wandel, Abschluss und Erneuerung in sich.

Im Dezember schaue ich gerne zurück auf das so gut wie abgelaufene Jahr und erinnere mich noch einmal daran, was in diesen zwölf Monaten so alles passiert ist. 366 Tage werden es am 31. Dezember gewesen sein. 366 Tage mit Dramen und Triumphen, Romantik und Rechthaberei, Panik und perfekten Momenten. Alles dabei. So wie sich das eben gehört für ein Jahr.

Jetzt ist es langsam Zeit, diese Erinnerungen zu sortieren und einzuordnen. Wie bei einer Wanderung packe ich meinen Rucksack neu, bevor ich mich auf den Weg nach 2017 mache. Was will ich mitnehmen ins nächste Jahr? Was hilft mir weiter? Was lasse ich lieber hier?

Ganz oben im Rucksack liegen die „großen Trümmer“, positive wie negative. Das Zeug, das man immer wieder hervorholt und durchgeht. Die schönsten Momente und die größten Probleme, mit denen man sich immer wieder beschäftigen will oder muss. Die Kartenausschnitte und Reiseführer, die man immer wieder konsultiert, um sich zu versichern, eh noch auf dem richtigen Weg zu sein.

Ich nehme alles zur Hand, schau es mir an und entscheide, was damit passieren soll. Weil es nämlich mein Rucksack ist und ich mir selber aussuche, was ich mit mir herumschleppe. Die Probleme zum Beispiel, die kommen jetzt raus aus dem Rucksack. Die mag ich nicht mehr mitschleppen, sie beschweren nur die Reise. Ich brauch sie nicht. Und sollte ich doch eines brauchen, dann kann ich sicher sein, unterwegs jederzeit eines auftreiben zu können.

Die Karten und Reiseführer überprüfe ich auf Aktualität. Kann ja sein, dass irgendwo eine neue Straße entstanden ist, die in meinen Karten noch gar nicht verzeichnet ist. Kann auch sein, dass ich Reiseführer von Orten mit mir herumschleppe, die ich eigentlich gar nicht mehr besuchen will. Raus damit!

Auch die ganzen schönen Souvenirs und Postkarten müssen nicht unbedingt im Rucksack bleiben. Die bekommen zuhause einen schönen Platz, von dem ich sie jederzeit wieder hervorholen kann. Schon ist im Rucksack Platz für neue Souvenirs – so mag ich das!

Jetzt sind die Seitentaschen dran. Hier habe ich die Dinge verstaut, die mir bisher auf der Reise Sicherheit gegeben haben. Stück für Stück hole ich sie hervor: Proviant, der mich mit Energie versorgt. Der Reisepass, der mir und anderen sagt, wer ich bin. Verbandszeug, um kleine Verletzungen zu heilen. Das Telefon, mit dem ich die Verbindung zu meinen Mitmenschen aufrecht erhalten kann. Im Notfall kann ich damit um Hilfe rufen. Die Reisekassa, von der ich immer befürchtet habe, dass sie leer werden könnte. Mein Kompass, der mir den Weg anzeigt. Er funktioniert noch, das ist gut.

Jetzt scheint der Rucksack leer zu sein. Zur Sicherheit drehe ich ihn um und stelle fest, dass er alles andere als leer ist! Am Boden des Rucksacks hat sich all das angesammelt, was man übers Jahr so mitnimmt und gleich wieder vergisst. Der Kleinkram, den ich längst vergessen habe. All die Zuckerln, die mir liebe Menschen zugesteckt haben und die ich nie gegessen habe. Jetzt sind sie staubig und ungenießbar. Die Papierln der Pflaster, die ich übers Jahr gebraucht habe, um kleine Kratzer bei mir und anderen zu versorgen. Der Mist, den ich in den Rucksack gestopft habe, weil ich ihn nicht einfach irgendwo hinschmeißen wollte. Vollgerotzte Taschentücher, die ich niemandem zumuten wollte. Wichtige Notizen, die ich nie mehr gebraucht habe. Ganz schön viel Zeug, das sich da angesammelt hat.

Dazwischen kugeln die Sachen herum, von denen ich sicher war, sie auf meiner Reise zu brauchen. Kugelschreiber. Frische Taschentücher. Kaugummis. Ich mag gar keine Kaugummis. Münzen, die ich zur Seite gelegt habe. Zum Heimzahlen. Keine Ahnung, für wen. In der Reisekassa sind sie besser aufgehoben.

Der Mistkübel wird voller, der Rucksack ist endlich leer. Jetzt kann ich neu packen. Die wirklich wichtigen Dinge kommen zuerst hinein: Frische Wegzehrung. Mein Kompass. Das Verbandspaket. Hoffentlich brauche ich es das ganze Jahr nicht, aber sicher ist sicher. Das Handy frisch aufgeladen, jederzeit bereit zur Kommunikation. Neue Karten, neue Pläne, neue Reiseführer. Ein paar von den alten, die immer noch interessant sind. Der Kompass. Die Reisekassa – für all das, was ich unterwegs brauchen werde und von dem ich noch nicht weiß, dass ich es brauchen werde. Und natürlich ein paar Kugelschreiber. Die kann man schließlich immer brauchen.

Der Rucksack ist gepackt, viel leichter als vorher. Die Reise kann los gehen. Ich bin gespannt, was ich in einem Jahr alles auspacken werde.