musik(er)leben

Von Langzeitkapellmeistern bis hin zu rockenden Bürgermeistern: Gleisdorf erzählt Musikgeschichte

„Wo man singt, da lass dich nieder,“ behauptet der Volksmund. So gesehen darf man sich nicht wundern, dass Gleisdorf eine der beliebtesten Wohnsitzgemeinden der Steiermark ist – gesungen wurde hier schon immer. Eine Ausstellung im MiR – Museum im Rathaus führt derzeit auf die Spuren der Volksmusik in Gleisdorf und in der Oststeiermark.

Da gibt es durchaus Spannendes zu entdecken und so manches Aha-Erlebnis wartet auf die Besucher. Zum Beispiel dieses: Die steirische Harmonika, heutzutage Inbegriff der Volksmusikinstrumente, gibt’s noch gar nicht so lange und sie kommt auch nicht aus der Steiermark! Erfunden wurde das Instrument 1870 in Wien, bei uns kam sie um 1900 in Mode.

Davor war das prägende Instrument im Alpenraum – der Dudelsack! Einen solchen, glatte 200 Jahre alt, gibt es in der Ausstellung zu sehen.

„musik(er)leben“ nennt sich die umfangreiche musikalische Spurensuche im MiR, und der Name ist Programm. Zum Verständnis des Musiklebens gehört auch das Erleben. Ohne Hörproben geht in einer solchen Ausstellung also gar nichts. Ein ganz besonderes Highlight ist dabei das Polyphon.

img_5794
Alois Reisenhofer entlockt dem antiken Polyphon auch heute noch seine Klänge. In der Kipplade warten weitere Lochscheiben mit Musik auf ihren Einsatz.

Dieses Gerät ist der Vorläufer der Musicbox. Die Melodien sind auf großen Lochplatten „gespeichert“. Alois Reisenhofer, der die Ausstellung mit konzipiert hat, erzählt: „Dieses Polyphon stand ursprünglich im Gasthaus Hierzer am Florianiplatz.“ Alois dreht an der Kurbel, es knackt und rumort, die Maschine scheint sich zu räuspern und kurz innezuhalten, um sich zu erinnern – und dann klimpert eine liebliche Melodie durch den Saal, die genau so auch schon hundert Jahre zuvor die Menschen unterhalten hat.

Langhaarige Rocker und Metalheads made in Gleisdorf

Ganz anderen Klängen ist man im zweiten Ausstellungsraum auf der Spur. Kaum zu glauben, wie viele Musiker und Bands die Stadt Gleisdorf im Laufe der Jahre hervorgebracht hat – Skandalöses inbegriffen. Die Rockers zum Beispiel (siehe Titelbild), die 1964 damit begannen, den Staub aus den Gehörgängen der Gleisdorfer zu putzen. „Die waren richtig wild!“, lacht Alois Reisenhofer und erinnert sich daran, wie misstrauisch die vier Langhaarigen mit ihrem E-Gitarren-Sound damals von der Peter-Alexander-Fraktion beäugt wurden.

Auf den zahlreichen alten Fotos sieht man so manches bekannte Gesicht: Bürgermeister Christoph Stark zum Beispiel, der in jungen Jahren mit der Band Kaff abrockte – und der das heute gelegentlich auch noch tut, wenn auch mit etwas weniger Haupthaar, aber mit mindestens der gleichen Begeisterung.

img_5837
KAFF nannte sich diese Formation aus den 80ern. Vorne rechts grinst uns der heutige Bürgermeister Christoph Stark entgegen.

Immer wieder begegnet man Kulturkellerchef Peter Fritz, ohne den, scheint es, in den letzten 20 Jahren musiktechnisch in Gleisdorf gar nichts ging. Sei es die Peino-Partie Grim Rippers, die Metalheads von Midgard oder Sole Method – Peter war überall die treibende Kraft. Oder, wie Alois Reisenhofer es formuliert: „Wenn’s irgendwo kreischt, ist Peter Fritz dabei.“

50 Jahre Chorleiter

Ein großer Teil der Ausstellung ist den großen Gleisdorfer Ensembles gewidmet. Der Gesangsverein als älteste bestehende musikalische Institution der Stadt wird hier ebenso liebevoll beleuchtet wie die Stadtkapelle, das Chorforum und die Orchester der Musikschule Gleisdorf.

Dabei stolpert man über große Namen, die vielen Gleisdorfern und Gleisdorf-Besuchern heute als Straßennamen geläufig sind: Franz Bloder zum Beispiel, der 1863 den Männergesangsverein gründete und von 1868 bis 1873 als Chorleiter fungierte. Franz Arnfelser, ebenfalls Chorleiter. Und natürlich Richard Pfluger, der 1906 als Kirchenchorleiter nach Gleisdorf kam und dieses Amt 50 Jahre lang inne hatte. Die Blaskapelle leitete er fast ebenso lang und auch der Männerchor entwickelte sich unter seiner Führung enorm weiter.

Einem großen Sohn Gleisdorfs, dem vor 300 Jahren geborenen Barockkomponisten Johann Georg Zechner (1716 bis 1778), ist ein weiterer Teil der Ausstellung gewidmet.

musik(er)leben noch bis Weihnachten

Wer einen Streifzug dur die Geschichte und die Gegenwart des regionalen Musiklebens wagen will, hat bis 23. Dezember im Museum im Rathaus die Gelegenheit dazu. Geöffnet ist die Ausstellung jeden Freitag von 13 bis 16 Uhr, Samstag und Sonntag von 10 bis 13 Uhr sowie für Gruppen auf Anfrage.

Tipp: Klick dich durch das Herbst-Kulturprogramm der Stadtgemeinde Gleisdorf! Neben der Ausstellung Musik(er)leben und ihren Begleitkonzerten warten noch etliche weitere Highlights auf deinen Besuch.


Sponsored Post – Dieser Beitrag entstand in Zusammenarbeit mit der Stadtgemeinde Gleisdorf.