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Pokémon Go übernimmt Gleisdorf – das steckt hinter dem Hype ums Spiel

Man möchte meinen, die Smombie-Apokalypse hat begonnen: Junge und auch nicht mehr ganz junge Menschen laufen alleine oder in Gruppen durch die Straßen oder versammeln sich auf Plätzen und starren wie gebannt auf ihr Smartphone. Sie spielen Pokémon Go.

Was macht die Faszination dieses Spiels aus? WIR OSTSTEIRER haben uns in Gleisdorf auf die Suche nach der Antwort auf diese Frage gemacht.

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Markus, Sebastian und Michi auf der Jagd nach ihren ersten Pokémons

Montag, 17 Uhr, Gleisdorf City: Schwer sind die Pokémonjäger nicht auszumachen. Wie die Zwillinge Markus und Michi (13) und ihr Freund Sebastian (14), denen wir vor dem Rathaus begegnen. Alle drei haben das Handy in der Hand. Sie spielen seit Sonntag und zeigen uns stolz die drei Pokémons, die sie schon gefangen haben. „Uns taugt’s, weil man dabei aus dem Haus kommt,“ erklärt Sebastian. Geht ihr sonst nie raus? „Doch, aber so macht es noch mehr Spaß!“

Schon sind die drei wieder unterwegs und auf der Suche nach dem nächsten Pokéstop, um sich dort mit neuen Gegenständen zu versorgen, die sie für ihre Jagd brauchen. Zu finden sind die nahezu überall, meist an markanten Geländepunkten: Wegkreuze, Sehenswürdigkeiten, Gebäude…

Schaut fast nach Party aus

Ein paar Meter weiter, hinter dem Rathaus, entdecken wir einen wahren Hotspot. Gleich drei Pokéstops liegen hier nebeneinander und alle drei sind mit Lockmodulen versehen, die Pokémons anlocken sollen. „Da nebenan in dem Haus wohnt angeblich einer, der die Stops mit den Lockmodulen ausstattet,“ erklärt Michael, der mit seinen Freunden hier ist. Offensichtlich funktioniert’s, denn gut 20 Personen haben es sich hier gemütlich gemacht und hoffen auf Jagderfolg. Nebenbei wird geplaudert und man tauscht Tipps aus. Neue Leute kennenlernen? Für Pokémon-Go-Spieler eine leichte Übung.

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Michael und sein Team sind stolz darauf, die stärkste Gleisdorfer Arena halten zu können.

Michael und seine Freunde spielen seit drei Tagen. Michael hat schon über 300 kleine Monster gefangen, noch mehr Spaß machen ihm aber die Kämpfe in den Arenen. „Wir haben gerade eine Arena erobert, die stärkste in Gleisdorf,“ berichtet er stolz. Seit zwei Stunden halten sie diese virtuelle Wettkampffläche und hoffen, dass sie sie noch lange halten können. Man wird sehen, denn die Konkurrenz schläft nicht. „Wir haben um zwei Uhr in der Früh die Arena bei der Kirche übernommen, und wurden gleich von einem Team attakiert. Die sind mit dem Auto dagewesen, und gleich darauf ist noch ein Auto voll mit Spielern gekommen!“

Ärgerlich finden die Jungs nur, dass es immer wieder technische Probleme gibt. Der Andrang auf die Server der App ist enorm, das führt dazu, dass das Spiel sich regelmäßig „aufhängt“. Bitter, wenn man gerade versucht, ein seltenes Pokémon zu fangen.

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Vor Bernds Nase flattert gerade ein Zubat herum – einfangen!

Auch Bernd kann davon ein Lied singen. Trotzdem lässt er sich nicht vom Spielen abhalten. Der 25-jährige war unter den ersten, die sich Pokémon Go heruntergeladen haben – noch vor dem offiziellen Start in Österreich. „Schon als Kind hab ich Pokémon am Gameboy gespielt,“ erzählt er. „Da war ich natürlich neugierig auf die neue Version.“ Und ihm gefällt’s. Den Sonntag hat der Prebucher bereits in Gleisdorf verbracht, gleich nach der Arbeit riefen auch am Montag wieder die kleinen Monster. „Der Hype wird sicher noch länger anhalten, beim nächsten Update soll man auch gegeneinander kämpfen können, dann wird es nochmal spannender,“ meint er.

„Pokémon Go ist reine Menschenverblödung!“

Ganz anders sieht das Heidi von der Drogerie am Hauptplatz: „Ich halte Pokémon Go für ganz große Menschenverblödung! Man liest und hört ständig Sachen von Menschen, die gegen Bäume gefahren sind, weil sie ein solches Vieh fangen wollten oder ähnliche Sachen. Einfach nur dumm.“ Heidi ist froh, dass bei ihr im Geschäft noch keine Spieler auf der Suche nach Pokémons aufgetaucht sind. Und überhaupt: „Was die Kinder da mit ihren Handys aufführen, muss doch blöd machen!“

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Nicht nur für die ganz Jungen: Werner (rechts) schleppt sich trotz seines fortgeschrittenen Alters auf Pokémon-Jagd 😉

Sie gehen kilometerweit für ein Pokémon

Zu den „Kindern mit ihren Handys“ zählt sich Werner nicht mehr. Den Vierziger hat er schon hinter sich, trotzdem ist er mit seinem „Clan“ in der Stadt auf der Pokémon-Jagd. Perfekt ausgerüstet mit Akkupacks, denn die App saugt ordentlich Strom – schon daran erkennt man den Profi: Werner steht momentan bei Level 19, war Pokémonjäger der ersten Stunde. Auch er konnte den offiziellen Österreich-Start nicht erwarten. „Das Spiel arbeitet mit einem super Belohnungssystem,“ meint er. „Das reizt. Man will immer mehr und bewegt sich dafür draußen in der Natur. So schlecht ist das nicht!“ 30 Kilometer hat Werner in den letzten Tagen zu Fuß hinter sich gebracht, um Pokémon-Eier auszubrüten. Die erfordern nämlich bis zu 10 Kilometer Fußmarsch, bevor ein kleines Monster schlüpft.

Ja, es mag verrückt sein, mit dem Smartphone in der Hand durch die Gegend zu hirschen und virtuelle Monster zu jagen. Ja, man liefert der Datenkrake Google, die letztendlich hinter dem Spiel steckt, mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit freiwillig ein perfektes Bewegungsprofil. Das Konzept von Pokémon Go ist aufgegangen, der Hype ist unglaublich. Einen positiven Effekt kann man dem Spiel dennoch nicht absprechen: Dieses Spiel bringt Zocker aller Altersgruppen endlich runter von der Couch und in Bewegung.