„Keine Software kann Gehirn und Gespür ersetzen!“ So tickt DJ Roman Weber.

WIR OSTSTEIRER reden mit Menschen, die etwas zu erzählen haben. Wir wollen wissen, wie die Oststeirer ticken. Roman Weber kommt aus Kaindorf bei Hartberg und ist DJ aus Leidenschaft. Mit seiner Musik feiert er internationale Erfolge. Wie elektronische Musik entsteht und was einen guten DJ ausmacht, erzählt er im „Wie-tickst-du?“-Interview.

Wie tickst du, Roman Weber?

Ich bin… ein bodenständiger Mensch mit klaren Zielen.

Ich will… die größten Bühnen der Welt bespielen und mit meiner Musik Menschen bewegen.

Ich werde nie… mir selbst untreu sein.

WIR OSTSTEIRER (WOS): Die größten Bühnen der Welt bespielen – wie nahe bist du diesem Ziel?
Roman Weber: 2016 war das bisher erfolgreichste Jahr meiner Karriere. Ich hab auf großen Festivals gespielt, war in Barcelona, in Amsterdam, in Deutschland, Slowenien, Ungarn…

Eine gigantische Erfahrung war das Nature One Festival in Deutschland. Es ist das Open-Air-Techno-Festival – vier Tage lang 24 Stunden Musik, 100.000 Menschen – ich hab immer gesagt, wenn ich das geschafft habe, dann passt das. Im vorigen Jahr kam die Anfrage und ich hab das Closing von 5 Uhr früh bis 7 Uhr gespielt. Wenn es langsam hell wird, wenn dich Leute anfeiern, die du noch nie gesehen hast, und wenn dann auch noch Steirer nachkommen und vor dir mit Plakaten herumhüpfen – das ist schon ein Feeling!

Roman Weber
Roman Weber

WOS: Wie bist du zur Musik gekommen und wann hast du begonnen, Platten aufzulegen?
Roman: Ich hab einen musikalischen Background und spiele mehrere Instrumente. Angefangen hab ich, wie jeder anfängt: mit Blockflöte in der Volksschule. Dann hab ich Trompete gelernt, hab mir selber Schlagzeug beigebracht. Ich war auch lange in einem Musikverein, bis es sich einfach zeitlich nicht mehr ausgegangen ist.

Mit elektronischer Musik beschäftige ich mich intensiv seit 12 Jahren. Anfangs habe ich viel herumprobiert, am Computer der Eltern mit billigen Mischpulten herumgebastelt, bis ich es technisch drauf hatte. Irgendwann 2005 war dann der erste offizielle Auftritt.

WOS: Welche Ziele hast du jetzt, nachdem du das Ziel Nature One abhaken kannst?
Roman: Ich glaube, jeder der das macht, will ganz nach oben, oder zumindest so weit wie es geht. Jede Show hat etwas ganz Spezielles, und wenn du sie abgeschlossen hast, denkst du: Wann kann ich wieder, wann krieg ich wieder so eine Chance? Im Ausland zu spielen, eine große Show zu machen – das kriegst du ja nicht im Wochentakt hingeworfen. Ich will dahin, dass das in einer Regelmäßigkeit kommt. 20 bis 30 Shows im Jahr im Ausland, etwas von der Welt sehen, tolle Hotels – das hat ja viele angenehme Nebeneffekte abgesehen vom Geld.

WOS: Stichwort Geld: Kannst du von deiner Musik leben?
Roman: Mir geht’s nicht ums Geld. Wenn es mir darum gehen würde, dann hätt ich gar nicht anfangen dürfen. Der größte Dank für einen DJ ist, mit ihm zu feiern und abzugehen. Klar muss auch die monetäre Wertschätzung gegeben sein – was nichts kostet, ist nichts wert. Ich mach es aber nach wie vor neben meinem normalen Beruf. Wenn ich nur mehr DJ sein wollte, dann hätte ich den Druck, davon leben zu müssen. Dann bist du nicht so kreativ, glaube ich. Der Brotjob verschafft finanziellen Spielraum.

WOS: Wie macht man als DJ Musik?
Roman: Als DJ macht man seine Musik daheim im Tonstudio. Man arbeitet mit verschiedensten Musikprogrammen, und jeder Takt muss eigens programmiert werden. Teilweise nimmt man vorgefertigte Samples, die man dann verändert, es werden aber auch Sequenzen mit Instrumenten eingespielt. Dann wird das ganze abgemischt. Die kreative Herausforderung dabei ist, einen Song so zu gestalten, dass der nicht nur gut klingt, sondern auch im Gedächtnis bleibt.

Auf der Bühne arbeitet man dann mit CD-Player und Mischpult, spielt eigene Sachen oder bereitet andere Werke auf. Lied rein, Lied ist aus, das wars – so funktioniert das nicht. Man muss das Gespür haben, beim Publikum Spannung aufzubauen.

roman weber
„Der größte Dank für einen DJ ist, mit ihm zu feiern und abzugehen.“

WOS: Wie lässt sich diese Spannung aufbauen?
Roman: Ich arbeite gerne mit Filtern. Damit kannst du die „Gewalt“ aus dem Lied nehmen: Du hörst noch den Gesang, du hörst die Melodie, aber du kannst den Bass, den Schub rausnehmen. Das nennt sich Break. Dazu musst du die Nummern, die du spielen willst, natürlich gut kennen. Mit zusätzlichen Effektgeräten kannst du auch Akzente setzen.

Wenn du spürst, dass der richtige Moment da ist, nimmst du die Filter raus, es macht einen Klescher und dann geht ein Aufschrei durch die gesamte Location! Diese Entladung, wenn dir 30.000-Watt-Bässe auf einmal entgegenknallen, das sind die Glücksmomente des DJ. Diesen Moment suchst du, und an diesen Moment erinnern sich die Leute.

WOS: Das klingt auf der einen Seite sehr technisch, auf der anderen Seite scheint es, als braucht man dafür sehr viel Gespür.
Roman: Es ist schon eine technische Herausforderung, wobei es das früher noch viel mehr war. Ich habe noch begonnen, mit Plattenspielern aufzulegen. Da brauchte es noch viel mehr Gespür dafür, wie man mit der Musik umgeht.

WOS: Wie hat sich die Arbeit eines DJ in den letzten Jahren verändert?
Roman: Früher hattest du zwei Plattenspieler, ein Mischpult, und die Platten hast du dir gekauft – ich hab 6.000 Platten zuhause! Das waren Unsummen an Geld, das du da investiert hast! Auf einer Platte kannst du die Musik angreifen, kannst damit arbeiten, das Tempo anpassen – du musst das im Finger haben, ob du der Platte jetzt einen Schwung mitgibst oder ob du sie abbremst.

Heutzutage läuft die Musikindurstrie so, dass du für 99 Cent ein fixfertiges Lied im Download kriegst. Somit ist es auch leichter, einzusteigen. Softwaremäßig hat sich auch viel getan. Auch du könntest heute jederzeit fehlerfrei auflegen, owohl du das noch nie gemacht hast. Das geht technisch. Die Software im Player nimmt dir die technischen Aspekte ab.

roman weber
Roman Weber ist gefragt: Selbst beim WOS-Interview klingelt das Telefon. Was kommt uns da in den Sinn? „Hab den DJ angerufen – er hat aufgelegt!“

WOS: DJ werden kann heute also jeder, der die richtige Software hat?
Roman: Man hat es in den letzten Jahren gesehen: Jeder, der dreimal bei einem Ball die CDs gewechselt hat, hat sich das Attribut DJ vor den Namen gesetzt. Viele haben aber keine Ahnung, was da dahintersteckt. Eine Software kann kein Gehirn ersetzen und auch nicht das Gespür für die Leute, für den Moment. Es nutzt nichts, technisch fehlerfrei zu spielen, wenn das Publikum unten steht, sich alle fadisieren und am Handy herumwischen.

DJ sein bedeutet nicht nur, sich Samstag Abend in einem Club feiern zu lassen. Du brauchst einen guten Überblick. Wenn da drei Player gleichzeitig laufen, musst du wissen, was wo läuft. Du musst wissen, wie du deine Regler positioniert hast – da hast du keine Zeit zum Nachdenken, das musst du intuitiv können. Beim Auflegen denkst du nicht nach.

WOS: Wann ist man ein DJ?
Roman: Ich glaube, ein DJ ist man – unabhängig davon, ob man Geld damit verdient! – wenn man das wirklich mit Konsequenz und Ausdauer über Jahre hinweg machen kann und wenn auch was dahinter steckt.

Du bist kein DJ, wenn du sagst: Ich mach das, weil ich sowieso so viel Musik daheim habe. Oder weil du den Clubbesitzer kennst und die ganze Nacht gratis trinken kannst. Oder wenn die Freundin das abdreht, weil zu viel Zeit draufgeht. Ich habe so viele Leute kommen und gehen sehen. Du bist nicht von heute auf morgen DJ, nur weil du eine Facebook-Seite anlegst. Vielleicht bist du es sogar, aber das muss sich erst mit der Zeit zeigen.

Wenn du aber Qualität lieferst und wenn wegen deines Namens Leute kommen, dann bist du ein Wirtschaftsfaktor. Dann bist du auch dem Veranstalter was wert.

Wirst du schon wegen deines Namens gebucht?
Roman: Das selbst zu beurteilen ist nicht ganz einfach, bei solchen Aussagen bin ich vorsichtig. Man muss immer demütig und am Boden bleiben. Aber mittlerweile, in der Region oder in diversen Locations, würde ich die Frage vorsichtig bejahen. Ich würd aber nicht behaupten, ich bin das Non plus Ultra.

WOS: Hast du Ambitionen auf die Charts, wie es David Guetta vorgemacht hat?
Roman: Nein! Das ist eine ganz andere Schiene. Wenn man einen Radiohit landen will, muss man sich anpassen. Meine Musik ist nicht dafür konzipiert, jemals im Radio gespielt zu werden. Und wenn du nicht im Radio gespielt wirst, wird auch der Charterfolg ausbleiben. Es gibt aber andere Charts wie zum Beispiel die Beatboard Top 100, da war ich letztes Jahr auf Platz 44. Das war für micht schon ein Achtungserfolg. Beatboard Nr. 1 wär natürlich ein Traum.

So klingt Romans Musik

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Roman Weber live

Am 17. Februar legt Roman im Baby O in Ilz gemeinsam mit Technolegende DJ Rush auf und am 11. März steht er bei der World of Techno ebenfalls im BabyO am DJ-Pult. Auf Romans Facebookseite findest du weitere Termine.