“Waldfleisch” für Vegetarier – es ist Schwammerlzeit!

Schwammerlgulasch, Schwammerlsuppe, Schwammerl mit Ei… WIR OSTSTEIRER haben nur beim Gedanken daran schon ein “wassriges Maul”! Und jetzt wachsen sie auch endlich, die Schwammerln. Momentan passen Temperatur und Feuchtigkeit für eine gute Ausbeute. Man muss sie nur noch finden!

Wo sich diese Leckerbissen versteckt haben, verraten WIR OSTSTEIRER natürlich nicht. Die besten Schwammerlplätze behält der passionierte Schwammerlsucher für sich – da könnte ja jeder kommen!

Aber ein paar interessante Informationen zum Thema Schwammerlsuchen haben wir gesammelt, und die teilen wir gerne mit euch.

1. Wer darf Schwammerlsuchen?

Wie in Österreich üblich, ist natürlich auch das Schwammerlsuchen gesetzlich geregelt. Zwei Kilo Schwammerl darf man pro Tag sammeln, so steht es im Forstgesetz. Diese Mengenbegrenzung gilt österreichweit, es gibt aber weitere Einschränkungen auf Landesebene.

Die Kärntner zum Beispiel sind streng, was ihre Schwammerln betrifft. Hier darf man nur in der Zeit vom 15. Juni bis 30. September von 7 bis 18 Uhr auf die Schwammerljagd gehen. Zu verdanken ist diese Vorschrift hauptsächlich den Schwammerltouristen, die in den Kärntner Wäldern alles leergeräumt und Schwammerln kofferraumweise zum Beispiel nach Italien exportiert haben. Wer sich in Kärnten mit mehr als zwei Kilo Schwammerln erwischen lässt, darf also mit Ärger rechnen.

2. Wo kann man Schwammerlsuchen?

Na logisch – im Wald, und da vorzugsweise am Boden! Aber ganz so einfach ist es dann doch nicht. Wo das Schwammerlsuchen nicht erlaubt ist, sollte man sich lieber dran halten, sonst droht eine Anzeige und die Beute ist futsch.

Schwammerln gehören grundsätzlich dem Waldeigentümer, so wie auch Beeren oder Edelkastanien. Solange der das Schwammerlsuchen nicht ausdrücklich untersagt, etwa durch Hinweistafeln, darf sich jeder bedienen.

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Eierschwammerln, in der Oststeiermark besser bekannt als Recherln oder Rechlinge, gehören zu den häufigsten Schwammerln in unseren Wäldern.

3. Wie soll man Schwammerlsuchen?

Auf jeden Fall nicht wie die sprichwörtliche Axt im Wald. Wer sich wie ein Wildschwein durch den Waldboden wühlt und unterwegs alles zertrampelt, zeigt nicht nur schlechtes Benehmen, sondern schneidet sich damit selbst den Nachschub ab.

Pilze sind komplexe Lebensformen, deren größter Teil unterirdisch wächst. Das sogenannte Myzel bildet ein riesiges Geflecht im Waldboden. Was wir als Schwammerln ernten, sind die Früchte dieses großflächigen Gebildes. Wer den Boden um eine Schwammerlfundstelle nicht pfleglich behandelt, zerstört damit das Myzel und somit die nächste Ernte.

Abschneiden oder herausdrehen?

Es gibt zwei Arten, Schwammerln zu ernten: Entweder schneidet man sie vorsichtig knapp über der Erde ab, oder man dreht den Fruchtkörper vorsichtig aus dem Boden. Welche die bessere ist, darüber sind sich nicht einmal die Experten einig.

Wer sich fürs Abschneiden entscheidet, hat einen Teil der Putzarbeit schon erledigt: Der erdige Stielansatz bleibt im Wald. Wichtig ist aber, dass man einen scharfen Feitl dabei hat – der gehört aber sowieso zur Grundausstattung eines Schwammerljägers.

Das vorsichtige Herausdrehen des Fruchtkörpers – mit Betonung auf “vorsichtig”! – schadet dem Myzel ebenfalls nicht. Dass dann an dieser Stelle keine Schwammerln mehr wachsen, ist ein Mythos. Allerdings sollte man die Stelle, an der das Schwammerl stand, wieder gut mit Erde bedecken. Sonst kann es sein, dass das Myzel austrocknet, und dann ist wirklich Ende mit der Ernte.

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Der Parasol ist fast nicht zu übersehen. Paniert wie ein Schnitzel eine Delikatesse! Aber aufpassen: Man hat ihn schon mit dem Knollenblätterpilz verwechselt, und das kann tödlich enden.

4. Welche Schwammerl kann man mitnehmen?

Scherzkekse behaupten, dass man jedes Schwammerl essen kann – zumindest einmal im Leben. Wer auf eine Pilzvergiftung trotzdem keine Lust hat, sollte aber wissen, was er erntet. Schwammerln, bei denen man sich nicht sicher ist, ob sie Freund oder Feind sind, lässt man stehen.

Wer sich nicht gut auskennt und nicht auf ein Pilzbestimmungsbuch oder eine App vertrauen mag, hält sich im Idealfall an einen erfahrenen Schwammerlsucher und lässt sich anlernen.

Ist kein Experte vorhanden, kann man für den Anfang mit Recherln (auf gut Hochdeutsch Eierschwammerln) und Parasol wenig falsch machen.

Trotzdem: Im Zweifel lieber bleiben lassen! Eine Pilzvergiftung ist kein Spaß und jedes Jahr landen Schwammerlsucher im Krankenhaus, weil sie sich ihrer Sache zu sicher waren.

5. Was braucht man zum Schwammerlsuchen?

Geduld, gute Augen, gutes Schuhwerk, grundlegende Ortskenntnis, Orientierung im Wald und ein Mindestmaß an Kondition reichen für den Anfang aus. 😉

Ebenfalls unverzichtbar: Ein scharfes Messer, praktischerweise ein Klappfeitl, und einen Korb zum Transport der Beute. Plastiksackerl scheinen zwar praktisch, aber die Schwammerl werden darin gern matschig.

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Dieser Kollege dürfte bekannt sein: Der Fliegenpilz. Er gehört zu der Sorte Schwammerl, die man nur einmal im Leben verzehrt.

6. Was muss man beim Verarbeiten beachten?

Der Hauptteil der Arbeit ist das Schwammerlputzen. Erde, Moos und Nadeln müssen sauber entfernt werden, eventuelle faule Stellen werden herausgeschnitten. Außerdem sollte man immer darauf achten, dass der Pilz keinen kleinen Einwohner hat, sonst ist die Fleischeinlage beim Schwammerlgulasch gleich integriert.

Schwammerl sollte man unter fließendem Wasser reinigen, und das möglichst kurz. Lässt man sie im Wasser schwimmen, saugen sie sich damit voll wie ein – naja, Schwammerl halt!

Wer beim Schwammerlsuchen und -putzen fleißig war, darf sich über Gulasch, Gröstl und Co mit bestem Gewissen hermachen. WIR OSTSTEIRER wünschen guten Appettit!