WIR-OSTSTEIRER-Leser fischte betrunkenen Fahrer von der Autobahn

Du bist gemütlich auf der Autobahn unterwegs, ahnst nichts Böses und plötzlich fährt vor dir ein Wagen in Schlangenlinien. Du stellst fest: Der da vor dir muss betrunken sein. Was machst du?
WIR-OSTSTEIRER-Leser Michael (Name von der Redaktion geändert) stand kürzlich vor genau dieser Frage. Der 22-jährige Student war mit seiner Mutter unterwegs, als ihm ein Wagen auffiel, dessen Fahrer eine ziemlich “eigenwillige” Fahrweise an den Tag legte. Was dann passiert ist, lassen wir Michael selbst schildern:

“Meine Mutter und ich sind von Klagenfurt nach Graz gefahren. Auf der Autobahn ist uns ein kleiner Lieferwagen aufgefallen, der in der Spur ständig von links nach rechts gependelt ist und vor allem im Tunnel sehr nah an die Mauer gekommen ist. Da waren nur noch Zentimeter zwischen Auto und Tunnelwand.

Daraufhin haben wir die Polizei angerufen. Die Polizisten haben uns anfangs gar nicht recht geglaubt. Erst als der Polizist mitbekommen hat, dass es fast wieder gekracht hätte, hat er die Dringlichkeit der Sache erkannt und uns zur Autobahnpolizei weitergeleitet.

Die ganze Zeit über sind wir dem Fahrzeug mit gebührendem Abstand nachgefahren und haben immer wieder geglaubt, dass es jeden Moment zu einem Unfall kommt. Die nachfolgenden Autos haben wir versucht zu warnen und sie zum Langsamfahren zu bewegen. Die meisten sind uns dann auch nachgefahren, einige haben überholt, dabei ist es auch immer wieder zu gefährlichen Situationen gekommen.

Der Fahrer ist dann auf einen Rastplatz abgebogen und wir sind ihm gefolgt und haben neben seinem Auto gewartet, bis er vom WC zurückkommt. Der konnte nicht einmal mehr gerade gehen. Meine Mutter hat mit ihm geredet und ihm gesagt, dass er nicht mehr ins Auto einsteigen darf. Er hat uns beschimpft und gemeint, dass wir sein Leben zerstören würden. Dass er Alkohol getrunken hat, hat er vehement abgestritten.

Ich hab versucht, ihn in ein Gespräch zu verwickeln und hab ihm auch erklärt, dass die Polizei jeden Moment da sein wird und ich ihn nicht ins Auto einsteigen lasse. Ich bin fast zwei Meter groß und nicht gerade schmächtig. Bei einem kleineren Kerl wäre er vielleicht handgreiflich geworden. Nach unserem Nummernschild hat er noch gefragt, er hatte wohl die Absicht, uns zu verfolgen. Nach wenigen Minuten war die Polizei da und hat die Sache übernommen.

Wir haben die Anweisung bekommen, weiterzufahren, und wissen auch nicht, was mit dem Mann weiter passiert ist. Ich nehme an, dass ihm der Führerschein abgenommen wurde. Er konnte nicht mehr gerade stehen und musste sich am Auto anlehnen.

Er dürfte in einem Promillebereich gewesen sein, in dem kein Mensch mehr daran denken sollte, in ein Auto einzusteigen. Wir haben uns eingemischt, weil wir sicher waren, dass er über kurz oder lang gegen die nächste Tunnelwand kracht. Das hätte er wahrscheinlich nicht überlebt.

Er hat nicht nur sich selbst gefährdet, sondern auch viele andere Menschen. Da war für uns klar, dass wir ihn aus dem Verkehr ziehen müssen. Die einzig richtige Entscheidung war, die Polizei zu rufen, und ich würde es jederzeit wieder so machen, auch wenn ich in dieser Nacht nicht mehr viel geschlafen habe. Es hätte auch schiefgehen können.”

 

Michael und seine Mutter haben mit dieser Aktion eine große Portion Zivilcourage bewiesen. WIR OSTSTEIRER finden: So handeln Helden.


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