robert adler

Schnittwoch: Ich bin zu oft gefallen, um liegenbleiben zu können

Ich erinnere mich noch ganz genau: Mit zarten vier Jahren durchstöberte ich neugierig die Kunstbücher meiner Mutter und stieß auf surreale Bilder des niederländischen Malers Hieronymus Bosch. Fantasievoll und düster – ich war beeindruckt. Eigentlich wollte ich damals Insektenforscher oder Bauer werden, doch von da an war mir klar, dass Kreativität und Fantasie einmal einen ganz besonderen Platz in meinem Leben einnehmen würden.

Nur in welche Richtung es exakt gehen sollte, das war noch ein unbeschriebenes Blatt. Ich dachte an Berufe wie Filmregisseur, Zeichentrick-Animator, Karikaturist, Schriftsteller, Kinderbuch-Illustrator, Journalist, Drehbuch-Autor, Synchronsprecher, Schauspieler… und noch einiges mehr. (Ja, ich war eindeutig größenwahnsinnig.)

Mit vierzehn habe ich mich auf der HTBLuVA-Ortweinschule Graz beworben. Meine Bewerbungsmappe war dick, die Aufnahmeprüfung dauerte sechs Stunden –  doch ich wurde aufgenommen. Die Freude währte nicht lange – ich blieb in allen mathematischen Fächern sitzen. Nach nur einem Jahr war der Traum ausgeträumt. Noch einmal von vorne, das wollte ich mir nicht antun. Mit vierzehn denkt man so, später habe ich oft mit dieser Entscheidung gehadert.

Dann war ich auf der Suche. Ein paar Monate als Fotokaufmann, schließlich drei Jahre „Business School“, die ich zu meiner eigenen Überraschung 2012 erfolgreich abgeschlossen habe. Seither darf ich mich „Büro- und Datenverarbeitungssekretär“ nennen. Der Wert dieser Ausbildung sei dahingestellt…

Damit begann die Frustration richtig: Arbeitsstellenssuche. Immer und immer wieder. In allen möglichen Bereichen. Diverse AMS- und BFI-Kurse, Diplomausbildung für Werbegrafik und Kommunikationsdesign, viele unbezahlte Praktika, Bloggen im Internet, „1-Euro-Jobs“… Alles einfach nur, um die Zeit totzuschlagen und irgendwie an Geld zu kommen.

„Fallen ist weder gefährlich noch eine Schande.
Liegenbleiben ist beides.“

Konrad Adenauer

Ich wollte nie liegenbleiben. Das lange Warten, die Geduld, das Immer-wieder-aufstehen und Kämpfen hat sich gelohnt – jetzt bin ich bei WIR OSTSTEIRER gelandet und darf wirklich mit dem was ich liebe Geld verdienen. Ein ungeheures Privileg für mich!

Ich traf und treffe immer wieder Menschen, die liegen bleiben. Sie haben kapituliert, haben sich in das Unvermeidliche gefügt, egal ob beruflich oder privat. Die sehen um sich herum nur noch „geht nicht“. Sie haben verlernt, die Chancen zu sehen, die sie jeden Tag auf’s Neue bekommen – verlernt zu träumen und sich inspirieren zu lassen.

Es ist traurig, das zu sehen. Ich möchte helfen – aber helfen kann sich jeder nur selbst. Beginnen könnte das mit einem Ziel, vielleicht auch nur mit einem Wunsch. Wunschdenken alleine reicht natürlich nicht, es erfordert viel harte Arbeit, Diziplin, Hartnäckigkeit, einen unerschütterlichen Glauben an sich selbst und ein eisernes Durchsetzungsvermögen, ein Ziel zu erreichen oder einen Wunsch Wirklichkeit werden zu lassen.

Ich versuche, aus jedem Tag den besten Tag meines Lebens zu machen. Ich mache jeden Tag etwas, das mich aus meiner Komfortzone wirbelt – auch wenn ich Angst davor habe. Mal sehen, was passiert. Wenn ich immer wieder neue Wege beschreite, hat die langweilige Alltags-Routine keine Chance. Das Leben ist kurz und die Zeit vergeht so rasend schnell.

Traust du dich, deine Träume zu leben?

̶E̶̶s̶̶ ̶̶i̶̶s̶̶t̶̶ ̶̶n̶̶i̶̶e̶̶ ̶̶z̶̶u̶̶ ̶̶s̶̶p̶̶ä̶̶t̶̶.
NOCH nicht.